Harry Kane

Tuchel erst im Januar Kane-Kritik - angespannte Stimmung bei den "Three Lions"

Stand: 14.11.2024 12:03 Uhr

Englands Kapitän Harry Kane hat die Vielzahl von Absagen für die Nations-League-Spiele gegen Griechenland und Irland deutlich kritisiert. Dies passt zur ohnehin schon angespannten Stimmung rund um Englands Fußball-Nationalteam, vor allem der verspätete Amtsantritt von Thomas Tuchel hat auf der Insel für Unverständnis gesorgt.

Es sind unruhige Wochen bei Englands Nationalteam, das bekam auch Jarell Quansah zu spüren: Liverpools Innenverteidiger sollte eigentlich auf dem Weg nach Cadiz sein, als Teil von Englands U21, die dort am Freitag in der EM-Qualifikation auf Spanien trifft.

Doch dann wurde Quansah kurzfristig umdirigiert, zur A-Nationalmannschaft: Nach dem nächsten Ausfall bei den "Three Lions" wurde der 21-Jährige nachnominiert, für die anstehenden Nations-League-Spiele heute abend (20.45 Uhr) gegen Griechenland und am Sonntag gegen Irland (18.00 Uhr). Quansah soll Evertons Jarrad Branthwaite ersetzen, der am Mittwoch als nächster Verletzter aus Englands Teamquartier abreiste.

Nations League: Neun Absagen bei den "Three Lions"

Es war der insgesamt neunte Ausfall, den Interimscoach Lee Carsley zu beklagen hat. Mit dem jungen Liverpool-Verteidiger hat er nun einen Spieler nachnominiert, der in dieser Saison erst einmal zum Einsatz kam. Auch als sich Ibrahima Konaté vor zwei Wochen verletzte, rückte Joe Gomez für ihn in die Innenverteidigung, Quansah blieb von Liverpool-Coach Arne Slot weiter unberücksichtigt.

Dies hat den Eindruck weiter verstärkt, dass England die restlichen Nations-League-Partien, bei denen es immerhin um den Aufstieg in die A-Gruppe geht, mit einem Rumpfteam bestreitet.

Die Vielzahl von Absagen, darunter Leistungsträger wie Cole Palmer, Declan Rice, Bukayo Saka, Phil Foden, Jack Grealish und Trent Alexander-Arnold, sorgte auch bei Kapitän Harry Kane für deutliche Kritik: "Es ist eine Schande diese Woche. Ich mag das nicht, wenn ich ganz ehrlich bin", sagte der Rekordtorschütze im Interview mit "ITV Sport".

Kritik von Kane: "England kommt vor dem Verein"

Zwar komme die Länderspiel-Periode in einer "schwierigen“ Saisonphase, sagte Kane, stellte aber klar: "Ich denke, England kommt vor allem anderen. England kommt vor dem Verein." Englands Kapitän schloss nicht aus, dass das Argument mit dem ungünstigen Zeitpunkt der Spiele von dem einen oder anderen "ein wenig ausgenutzt" werde.

Dabei berief er sich offenbar auch auf Erfahrungswerte aus der Vergangenheit, aus der Amtszeit von Gareth Southgate. Englands Nationalteam sei das Wichtigste für einen Profifußballer, so Kane. Southgate habe dies immer sehr ernst genommen und nicht vor Entscheidungen zurückgeschreckt, "wenn das bei bestimmten Spielern nicht mehr der Fall war".

In der Tat waren nicht alle Absagen eindeutig durch Verletzungen zu begründen: City-Star Foden oder Chelsea-Verteidiger Levi Colwill etwa standen beide noch am Wochenende für ihre Klubs auf dem Platz. Auch Cole Palmer, der vor dem Spiel mit Chelsea angeschlagen war, spielte über 90 Minuten.

Tuchel übernimmt erst im Januar - Viel Kritik in Englands Boulevardmedien

Kanes Kritik fügte sich ein in die ohnehin schon angespannte Stimmung rund um Englands Nationalteam, das in der Nations-League nach vier Spielen hinter Griechenland nur auf Platz zwei liegt. Für den Gruppensieg und den unerhofften Aufstieg in die A-Liga brauchen die "Three Lions" im direkten Duell gegen die Griechen einen Sieg.

Eine Steilvorlage für die englischen Boulevardmedien - sie gaben auch dem Verband eine Mitschuld an den vielen Absagen. Die FA hatte im Oktober Thomas Tuchel als neuen Nationalcoach präsentiert, der aber erst zum 1. Januar 2025 sein Amt antritt. "Sie haben zwar den richtigen Mann geholt, aber alles komplett vermasselt", schimpfte der Kommentator bei "The Sun", Tuchel "sollte jetzt schon das Sagen haben". 

"Es ist auf so vielen Ebenen falsch. Dass sie einen neuen Teammanager geholt und ihm erlaubt haben, am 1. Januar anzufangen, ist lächerlich", meinte der "Daily Mirror".

Tuchel wünscht "viel Glück" - per SMS

Mitte Oktober war Tuchel im legendären Wembley-Stadion vorgestellt worden - mit einem klaren Ziel: den Titel bei der WM 2026. "Für mich war es wichtig, es auf ein Projekt einzugrenzen und den Fokus nicht zu verlieren", hatte dieser damals betont. Der ehemalige Bayern-Trainer wollte einen "sauberen Start und ein bisschen Zeit, um wieder voll aufzutanken".

Der neu ernannte englische Cheftrainer Thomas Tuchel während einer Pressekonferenz

Der neu ernannte englische Cheftrainer Thomas Tuchel während einer Pressekonferenz

Eine Übernahme vor den abschließenden Spielen in der Nations League, wo England um den Aufstieg in die A-Liga zittert, stand offenbar nicht zur Debatte. Auch auf den aktuellen Kader hatte Tuchel keinen Einfluss, die Partien gegen Griechenland und Irland wird er wohl auch nur aus der Ferne beobachten. Angeblich tauschte Tuchel sich auch nicht mit Interimstrainer Carsley, hieß es in den englischen Medien. "Viel Glück für das Länderspielfenster. Ich freue mich auf ein Treffen", habe Tuchel Carsley per SMS zukommen lassen.